Zufällig gerade beim stöbern in einer alten Stadionzeitung entdeckt: Spielzeit 1987/88, Oberliga Nordrhein, Hinrundenbilanz. Viktoria musste, durch den Stadionausbau in Höhenberg bedingt, im Südstadion spielen. Hatte man in den 6 vorangegangenen Oberligaspielzeiten im heimischen Sportpark durchschnittlich 1700 Zuschauer pro Heimspiel, so konnte Viktoria in der Hinrunde den Schnitt trotz des Exils in Zollstock fast halten, der Zuschauerschnitt lag bei 1575, viel mehr hatte Fortuna zur gleichen Zeit in der zweiten Bundesliga auch nicht. Viktoria hatte unter Trainer Willibert Kremer allerdings einen sehr guten Saisonstart hingelegt, und stand im Januar 1988, am 21. Spieltag, auf Tabellenplatz drei, bei einem Spiel und einem Punkt weniger als die erstplatzierten MSV Duisburg und 1.FC Köln Amateure. Allerdings war Viktoria relativ "Heimschwach", der Punktedurchschnitt war hier, nun ja, nur durchschnittlich. Man spielte halt auch nicht wirklich zu Hause.
Die restliche Spielzeit verlief dann enttäuschend, aus den restlichen 14 Spielen holte Viktoria nur noch 15 Punkte und landete am Ende auf Platz 6. Nicht verwunderlich dass dann auch die Zuschauer ausblieben, am Ende lag der Zuschauerschnitt bei 1000, Minuskulisse waren nach meiner Erinnerung nur noch 300 Zuschauer gegen den VfB Langenfeld.
Von den damals in der seinerzeit drittklassigen Oberliga Nordrhein vertretenen Vereinen spielen momentan nur noch der MSV Duisburg und die Viktoria in der dritten Liga, wobei Viktoria zwischenzeitlich zwei mal neu gegründet werden musste...
Alle anderen Vereine spielen tiefer, bis auf den Wuppertaler SV sind alle anderen Clubs mittlerweile abgestürzt (wie Viktoria zwischenzeitlich ja auch mal). Vereine wie ETB SW Essen, Rheydter SV, Hamborn 07 oder 1.FC Bocholt, die 1987/88 noch ähnliche Zuschauerzahlen wie Viktoria vorweisen konnten, spielen heute nur noch vor leeren Rängen, in den Ligen 5 bis 8. Ohne Herrn Wernze wäre Viktoria selbst dort nicht mehr vertreten.
Umso erstaunlicher, und das sollte man bei aller Kritik an der momentanen Stürmersituation bedenken, ist, dass Viktoria aktuell sportlich auf Augenhöhe mit dem MSV Duisburg ist:
beide Vereine hatten seit 1988 (wie bereits in der Zeit von 1963 bis 1986!) einen sehr unterschiedlichen Werdegang: der MSV stieg 1989 aus der Oberliga auf und verbrachte das folgende Vierteljahrhundert in der ersten und zweiten Bundesliga, hatte 1994 einen Zuschauerschnitt von 23000, während Viktoria im selben Jahr als Oberligaabsteiger vor 900 Besuchern dahinsiechte. Der MSV bekam 2004 ein neues Fußballstadion für 31500 Zuschauer gebaut, stand 1998 und 2011 im DFB-Pokalfinale, mit jeweils 20000 mitgereisten Duisburgern. Unfassbar, dass ein Verein aus solchen Möglichkeiten nicht mehr herausholt. Wie auch immer, diese Saison muss Viktoria den MSV hinter sich lassen. Und nicht nur den...